19. Juni 2014
Sonnyboy
Ja spinnen die denn total, die Österreicher? Steht da doch tatsächlich 'Sonnyboy' vorne am Taurus...
...obwohl doch bereits jedes deutsche Kind weiß, dass da 'Sunnyboy' stehen muss, weil mit diesem Begriff ein Jüngling frohen Gemüts bezeichnet wird, dem die Sonne aus dem Hintern strahlt, und sonnig 'sunny' geschrieben wird.
Dumpf verhallen meine Worte im Klassenzimmer, während mich die Deutschlehrerin (Frau Kutschenreuter) für einen Augenblick streng über die schmale Lesebrille fixiert. Bevor sie in schallendes Gelächter ausbricht, schafft sie lediglich noch ein prustendes 'Nein Frank, du dummes Schwei...'
Natürlich ist dieses Szenario frei erfunden (bis auf den Namen), aber die richtige Schreibweise ist tatsächlich 'Sonnyboy', während es sich bei 'Sunnyboy' um einen sogenannten falschen Freund handelt. Darunter versteht die Sprachwissenschaft ein Paar aus einem fremdsprachlichen und einem Wort der Muttersprache, dass sich in Schrift oder Aussprache ähnelt.
Falsche Freunde führen zu Interferenzfehlern. Beispiele gefällig?
Semantische Interferenz
Aus dem englischen 'web site' (entspricht 'Platz im Internet') entstand fälschlicherweise ein deutsches 'Webseite', unterfüttert durch die Vorstellung, dass man eine site wie eine Seite aufschlagen und darin blättern kann.
Morphologische Interferenz
Wörter die in verschiedenen Sprachen den gleichen Stamm besitzen, aber unterschiedlich konjugiert und dekliniert werden. Da wird aus 'upgedatet' schnell mal ein 'upgedated', und von 'gescannt' ist der Übersprung zum falschen 'gescanned' ebenfalls nicht weit entfernt.
Phonologische Interferenz
Hier entstehen die falschen Freunde durch Unterschiede im Phoneminventar (lies: der Vorrat an erlernten Lauten) zwischen Muttersprache und Fremdsprache. Meine Vesna (Kroatien) zerbricht bspw. beim Versuch der Aussprache von ä, ö oder ü regelmäßig in mehrere Teile und leidet danach tagelang an entzündlicher Großhirnwindungsverschlingung. Andere bekommen das 'th' nicht gebraten, und so wird aus 'that's the way' schnell ein 'sats se way'. Auch hier ist der Weg zum falschen Freund nicht weit, wenn zum Beispiel aus 'thing' ein gesprochenen 'sing' wird...
...und der Engländer sich fragt: was will mir der Krautfresser sagen?
Wer also 'th' nicht ohne Sprühspucke oder Zungenkrampf über die Lippen bringt, sollte wenigstens gut singen können.
Hilfreicher Tipp, gell...
21. Juni 2014
ULUSOY
Jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, ist der 09. Juli und der Wecker zeigt 00:25. Gerade haben wir uns die Seele aus dem Leib gehupt. Deutschland steht im Finale der FIFA WM 2014. Wer auf Gottes grüner Erde hätte mit einem 7:1 Sieg über Brasilien gerechnet???
Wie so oft ist es anders gekommen als gedacht. Das Leben geschieht, während man Pläne macht. Da beißt die Maus den Faden nicht ab.
Wer hätte denn damit gerechnet, dass ULUSOY LOGISTICS ihre Entstehung übermäßigem Niederschlag zu verdanken hat?
Jahaaa... dieser ließ nämlich 1925 den Fluß Solakli dermaßen anschwellen, dass die Städtchen Of und Caykara voneinander abgeschnitten wurden.
Also baute der findige Mehmet Ulusoy ein Floß und stellte damit nicht nur die Verbindung wieder her, sondern legte auch gleich den Grundstein für ein kleines Transportunternehmen, dass sein Sohn Cemal (†1987) im Alter von 22 Jahren übernahm und zu einem großen Konzern ausbaute.
Nun aber zurück zum Bild:
Gegen 21:21 Uhr passiert 185 069-2 den schalltoten Haltepunkt Salach. Was man dieser Aufnahme nicht anhört, sind die flüsterleisen Drehgestelle neuester Generation.
Da könnt' ich mich schon wieder aufregen und verspüre große Lust, dem Fräulein EU-Parlament bei nächster Gelegenheit in die Prada Handtasche zu scheißen.
Jetzt ist mir auch die Bedeutung des Schilds im Bildvordergrund klar:
Achtung! Bei diesem Anblick - sowohl linkerhand als auch rechterhand - ärgern sie sich schwarz!
Wäre es nicht sinnvoller gewesen, die Mittel zum Bau potthässlicher Schallschutzwände stattdessen in die Entwicklung und Förderung flächendeckender Umrüstung auf (bspw.) LEILA-Drehgestelle zu stecken? Den Lärm also an der Quelle bekämpfen, statt an den Folgen herum zu laborieren?
Meine These hört sich vermutlich viel zu logisch an, um stimmig zu sein. Restzweifel bleiben dennoch...
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