30. Oktober 2011
Die Hochdynamiker (Bild 1 von 2)
Freunde der Nacht und des lieben Geldes: dies ist definitiv die letzte trübe Aufnahme ;-)
Die Abendsonne steht links hinter dem großen Gebäude, das mehrere Kilometer entfernte Ulmer Münster steht also aus diesem Blickwinkel im Vollschatten. Dennoch erscheint es durch Streulicht unnatürlich homogen aufgehellt und wirkt dadurch fast wie ein Scherenschnitt. Das hat was.
Ansonsten herrscht die zur Wetterlage passende Industrie-Backyard-Tristesse. Leblos, lieblos, menschenleer.
Menschenleer? Quatsch...
...und das führt uns auch umgehend zum unheimlich lustigen Rätselspaß für die ganze Familie:
Finden sie den sich quälenden Radfahrer...
Ereignis-Ebene...
...steht hier sinnbildlich für den sehr schmalen Schärfebereich, in dem quasi 'die Musik spielt'.
Es drängen sich in den Fokus (von links nach rechts):
Ein Schaltschrank, eine Tupper-Aufbewahrungsbox, eine BurgerKing-Rufsäule (Rail-in), die Front von 612 087 und ein bisschen Stroh.
Diese Art der Freistellung funktioniert immer vor Ort mit Offenblende, und nie zuhause in der Nachbearbeitung. Der Grund ist ein einfacher: TiltShift-Generatoren besitzen in etwa die Intelligenz eines Schokoriegels. Sie funktionieren nur, wenn sich eine homogene Rückrechnungsmöglichkeit der 2D-Bilddatei in die ursprünglichen 3D-Verhältnisse vor Ort bietet.
Klingt kompliziert, ist aber schnell erklärt:
Idealerweise halten sie die Kamera etwa 20 Grad nach unten und fotografieren eine kurzgeschnittene flache Wiese. Was nachher in ihrer Bilddatei am oberen Rand ist, war zum Zeitpunkt der Aufnahme 'hinten'. Ihr unterer Bildrand war vor Ort 'vorne'.
Der TiltShift-Generator legt dann einen kontinuierlichen Unscharf-Scharf-Unscharf-Verlauf über ihr Bild und erweckt so den Eindruck einer Offenblendaufnahme, die aufgrund der geringen Schärfentiefe an eine Makroaufnahme erinnert.
Niedliche kleine Welt ;-)
Bei vorliegender Aufnahme kann dies allerdings niemals funktioneren, da in der 2D-Bilddatei bspw. die Rufsäule und die Häuser 'auf gleicher Höhe' stehen, obwohl sich die Häuser im ursprünglichen 3D-Raum viel weiter hinten befanden.
Hinweise:
1) demnächst werde ich ihnen eine selbst erstellte TiltShift-Aufnahme präsentieren, und obwohl dort die Geländeverhältnisse ideal waren, bricht man sich bei der Beseitigung aller dabei entstandenen Logikfehler fast einen ab ;-)
2) Bild wurde bereits deutlich im Kontrast angeboben. Das Trübsal, welches durch Einsatz eines Tele noch verstärkt wurde, ist nicht zu ertragen.
Die Hochdynamiker (Bild 2 von 2)
Eine in der Nachmittagssonne glänzende silberne 146er linkerhand...
...und ein riesen Bahnhofsgebäude rechterhand, welches mit tatkräftiger Unterstützung des Vordaches reichlich Abschattung spendet, ist ein gar übler Dynamik-Kaventsmann.
Schon erstaunlich, wie ich mir freiwillig liebend gerne ins eigene Knie bohre, um dann hinterher einen jenseits Aufwand in Konverter & Co. zu treiben. Da ich ohne Stativ arbeite, scheidet Mehrfachbelichtung aus. Das Bildergebnis entspringt folglich den Reserven einer Aufnahme.
Toll, welch' Potenzial in den kleinen APS-C-Sensoren steckt, oder nicht?
Aufnahme im Bahnhof Günzburg.
Zugeschaut und mitgebaut...
...funktionierte immer ganz prima in der gleichnamigen TV-Serie. Leider hat man in der wirklichen Welt den Instruktor nicht immer greifbar zur Hand.
Aber wir sind ja nicht blöd und können uns die Verhältnisse vor Ort problemlos autodidaktisch herleiten. Intellekt macht's möglich.
Die enge Kurve, welche die Memmingerstraße unmittelbar nach dem Bahnübergang beschreibt, ist für jedermann befahrbar. Doch gilt für schwarze LKWs offensichtlich eine Sonderregel. Ein Blick auf das Verkehrsschild genügt, und der Fahrer weiß Bescheid.
Ich natürlich auch:
Hat dieser nämlich den engen Radius selbst nach 12-maligem Vor- und Zurücksetzen nicht geschafft, muss er geradeaus in die Wiese weiterfahren.
Macht Sinn, dies verhindert Rückstau nach Bellenberg!
Sie sehen, für jede Problemstellung kann man sich eine Lösung ausdenken, die einfach, logisch und falsch ist **
A propos: wieso ist dieser Streckenabschnitt eigentlich nicht elektrifiziert? Strom ist doch genug da!
** Ernsthaft:
Das Problem scheinbar logischer und stimmiger Schlussfolgerungen ist ein weit verbreitetes. Besonders anfällig hierfür sind beispielsweise die Interpretationen von Statistiken. Hier werden oft Korelationen, also 'Gleichklänge' zweier untersuchter Faktoren, durch Unterstellung von Kausalzusammenhängen fehlinterpretiert.
Beispiel: das Gehalt eines Topmanagers koreliert mit der Schuhgröße. Die Ursache ist darin begründet, dass große Menschen sich allein durch ihre Erscheinung besser durchsetzen können...
...und NICHT, dass ein großer Fuß reich macht ;-)
--> weitere Bilder Oktober 2011
--> direkt zur Andromeda-Galaxie
--> zur Startseite