Das dieselelektrische Intermezzo
Class 66 im Zugbetrieb
Europaweit sind mittlerweile über 600 der in den Neunzigern von EMD entwickelten Lokomotive am rollen.
Ursprünglich wurden diese Maschinen nur für den Einsatz im britischen Schienenverkehr konzipiert und auf die dortigen Vorgaben bezüglich des Lichtraumprofils abgestimmt, was die etwas gedrungene Form erklärt.
Ich persönlich finde diese Baureihe klasse und eine willkommene Abwechslung auf der KBS 750, zumal die unterschiedlichsten Farbvarianten am Start sind.
Class 66 im Schubbetrieb
Dennoch scheint ihr Äußeres zu polarisieren, denn man hört auch ganz andere Meinungen im Kollegenkreis. Kein Problem, und über Geschmack lässt sich nicht gut streiten.
Während es DE668 auf obigem Bild gemütlich angehen kann (Gefälle auf den nächsten 60 Kilometern), dreht DE670 ordentlich am Dieselhahn.
Mit einer maximalen Leistung von fast 2,4 Megawatt ausgestattet, kann sie die ziehende 185 589-9 wirkungsvoll unterstützen.
Wieviel Höhenmeter liegen eigentlich zwischen beiden Loks? Keine Ahnung, also höchste Zeit für eine Überschlagsrechnung mit ohne google und alles - nachschauen giltet nicht:
Wenn die Geislinger Steige auf 5 Kilometer Länge 120 Höhenmeter überwindet, dann entspräche dies 2,4 cm Höhengewinn pro Meter verlegter Schiene. Bei einer Zuglänge von 300 Metern wäre die 185er also im Durchschnitt beständig 7,2 Meter höher als Class 66. Klingt jetzt nicht sooo falsch...
...trotz des buchstäblich 'schrägen' Resultats ;-)
Die Anfahrzugkraft einer Class 66 beträgt etwa 40 KiloNewton, was einer Masse von 40 Tonnen entspricht, und damit fast ein Drittel ihrer Dienstmasse von 126 Tonnen.
Na, da droht doch schon das nächste (stark idealisierte) Gedankenexperiment:
Wieviel Wagengewicht muss man an eine auf der Geislinger Steige unter Vollast laufende Class 66 anhängen, damit diese sich nicht von der Stelle bewegt, sich also im Kräftegleichgewicht mit ihrer Anhängelast befindet?
Der talwärts ziehende Anteil eines Gewichts auf einer schiefen Ebene lässt sich mit dem Sinus der Steigung bestimmen, in unserem Fall also 120m geteilt durch 5km = 0,024.
Ein Kleinwagen mit 1000 kg Gewicht 'zieht' folglich mit einem Gewicht von 24 kg gen Tal. Für einen starken Mann also kein Problem, dies zu verhindern.
Wenn Class 66 eine Zugkraft von 40 Tonnen aufbringen kann, müssen wir folglich lediglich bestimmen, welches Gewicht mit der entsprechenden Gegenkraft talwärts drückt.
Dazu teilen wir die 40 Tonnen durch den Sinus 0,024 und erhalten 1.667 Tonnen.
Gut, dass wir das geklärt haben, denn schon morgen könnte jemand danach fragen. Dann lehnen wir uns zurück und beginnen zu erzählen...
...aber wie! Und mit ganz dicker Hose!
Class 66 im Gastbild-Betrieb
Wo ich doch von farblichen Varianten sprach: am Abend des 09. April 2014 kommt uns bei Gingen(Fils) die Variante 'Tigerente' in der unglaublich stimmungsvollen Ausleuchtungsvariante 'Golden Eye' aus Fahrtrichtung Ulm entgegen.
Lothar Köder stellte mir diesen herrlichen Abschuss freundlicherweise zur Verfügung.
Ich wage an dieser Stelle die kühne These aufzustellen, dass es sich bei der Kombination aus Lothar und Eisenbahnfotografie um keine Eintagsfliege handelt.
Seit (sehr) vielen Jahren ist er mit konstant hoher Freude und Einsatz im Filstal und weit darüber hinaus aktiv, und liefert damit sich, uns und der Nachwelt einen großen Fundus an zeitgeschichtlicher Dokumentation...
...oder, wie im vorliegenden Fall, schlichtweg einen Hingucker.
Herzlichen Dank hierfür, Lothar!
--> zurück zum Inhaltsverzeichnis Mai 2014